Philippinen: Rentnerdörfer unter Palmen

2050 wird jeder dritte Einwohner in den Industrieländern über 65 Jahre sein. Die Kosten für die Alterspflege steigen dramatisch. Für Niedriglohnländer wie die Philippinen eine Chance: Sie setzen auf Rentner aus aller Welt.
von Martina Merten

Raymond Humphrey ist ein typischer Brite. Um 15.30 Uhr zelebriert er seine Teestunde. Im Haus des 79-Jährigen steht ein Chesterfield Sofa mit geblümten Sofakissen. Humphreys Haus befindet sich allerdings nicht in London, zum Tee gibt es auch kein Shortbread, sondern Kokosnussplätzchen. Denn sein rotes Klinkerhaus steht im Indang-Village, einem Rentnerdorf zwei Stunden von der philippinischen Hauptstadt Manila entfernt.
Indang Village ist eines von rund zehn „Retirement Villages“ auf den Philippinen. In diesem Jahr werden weitere zehn entstehen. „Die Versorgung für ältere Menschen in Europa ist teuer und menschlich nicht ansprechend. Auf den Philippinen können Rentner dagegen leben wie die Könige“, sagt Gil E. Zarcilla. Zarcilla, der seit 35 Jahren in England lebt, hat das britische Rentnerdorf konzipiert und aufgebaut. 32 Häuser sind bereits auf dem Gelände entstanden, allesamt erbaut im britischen Stil.
Niedrige Preise bei hoher Lebensqualität – die Philippinen … Niedrige Preise bei hoher Lebensqualität – die Philippinen könnten sich zum Rentenmekka entwickeln
Zarcilla war mit seiner Vision von einem Rentnerdorf zu niedrigen Preisen bei hoher Lebensqualität und guter pflegerischer Versorgung einer der Ersten, die die demografische Entwicklung in Ländern wie England, Deutschland oder Japan als Chance für Niedriglohnländer wie die Philippinen sahen. 2050 werden laut Uno 30 Prozent der Bevölkerung in Industrienationen älter als 65 Jahre sein. Mit dieser Entwicklung einher gehen steigende Kosten für Pflege und gesundheitliche Versorgung – Kosten, die viele Rentner in Europa kaum tragen können oder zu tragen bereit sind.
Raymond Humphrey hätte die Unterbringung in einem guten Altersheim bei London wöchentlich 550 Euro gekostet, etwa 30.000 Euro im Jahr. Für den Bau seines Hauses innerhalb des Indang Village zahlte der Ingenieur 100.000 Euro. Ein Arztbesuch kostet den Briten selbst in gut ausgestatteten Privatklinken auf westlichem Niveau in Manila weniger als in London.
Die Philippinen und Thailand zählen zu den Ländern in Asien, die am meisten Rentner anziehen. Mehr als 2000 Pensionäre aus Deutschland bezogen nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung Bund (BFA) im Jahr 2008 ihre Rente in Thailand, 1200 auf den Philippinen. Grundsätzlich kann sich jeder dafür entscheiden, seinen Altersruhesitz ins Ausland zu verlagern. Schließlich wird die Rente unabhängig vom Aufenthaltsort ausgezahlt. Insgesamt erhielten 2008 191.730 Personen ihre Rente im Ausland.

Quelle: Financial Times Deutschland

Scroll Up